David Maljkovic --

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David Maljkovic
16/05/2014 - 21/06/2014

Die aktuelle Ausstellung von David Maljković präsentiert das breite Spektrum seines künstlerischen
Schaffens in verschiedenen Medien, das von Animation, Filminstallation, Sound-Arbeiten und
Display-Formen über (de)collagierte Inkjet-Drucke bis zu einer Diaprojektionen reicht. Des Künstlers
elaborierte Verwendung ästhetischer Strategien, sein Interesse an den Codes des Ausstellens und
seine Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Inhalt und Form sind nicht zuletzt seit
seiner Ausstellung in der Wiener Secession 2011 bekannt. Auf den ersten Blick fügt sich die
laufende Ausstellung glatt einer solchen Lesart. Weiße Podeste in verschiedenen Formen und
Größen haben ihre Funktion als architektonische Ausstellungsbehelfe zurückgelassen und sich
vom Präsentationshintergrund zu einem Teil der gezeigten Arbeiten entwickelt. Maljković’s
Auseinandersetzung mit Display-Strategien verlangt jedoch nach einer Ergänzung um eine Lesart
der zitierten Quellen und seines spielerischen Umgangs mit Zeit.

Untitled 2004 präsentiert einen Digitalwecker mit manipulierter Zeitanzeige, eingelassen in ein am
Boden liegendes Podest. Seiner ursprünglichen Präsentationsfunktion beraubt, gibt die Arbeit ein
aufgehobenes, gestaltbares und zirkuläres Empfinden von Zeit wieder. Maljković’s
wiederkehrender künstlerischer Umgang mit Zeit manifestiert sich in den mehrfachen
Interpretationen von Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft. In dieser Ausstellung liegen
die zeitlichen Vermischungen in der geschichteten Realität des Ausstellungsmachens begründet
und finden ihre Entsprechung in der tatsächlichen Verwendung von Schichten aus verschiedenen
Kontexten und Zeitlichkeiten in Maljković’s Arbeiten. Dies wird nicht nur in seinen direkt an die
Wand applizierten Tapeten-Arbeiten evident, die auf des Künstlers Ausstellungshistorie bei Georg
Kargl Fine Arts verweisen, sondern noch mehr in den fünf großen Collagen New Reproductions
2014: übereinandergelegte Inkjet-Drucke mit Motiven aus verschiedenen künstlerischen
Prozessstufen evozieren Maljković’s vergangene künstlerische Auseinandersetzungen.
Ausgangsschicht ist ein digital bearbeitetes Bild einer Männerarmbanduhr, auf das Maljković
Abbildungen seiner früheren Arbeiten collagiert. Die verwendeten Techniken reichen von
Freilegung, digitaler Bearbeitung, Decollagieren und kombinierter oder teilweiser Überlagerung von
Arbeiten. Durch das buchstäbliche Zerreißen der Drucke unterzieht sie der Künstler einer aktuellen
Überprüfung und führt zugleich die verführerische Natur von Bricollage ihrer eigenen Reduktion zu.
Der ambivalente Titel der Arbeiten deutet in zwei verschiedene zeitliche Richtungen und suggeriert,
dass ein erneutes Lesen der Vergangenheit neuartige Einblicke ermöglichen kann. Die
geschichteten Reproduktionen untersuchen, was es heißt, einen erneuten Leseversuch zu
unternehmen ohne neuen Inhalt zu schaffen und laden den Besucher zu mehrfachen
Interpretationen ein.

Dieses Interesse an immer neuen Interpretationen tritt auch in David Maljković’s jüngster Version
von A long Day for the Form 2012-2014 zutage. Die Idee der Arbeit entstand für eine Ausstellung
in der Kunsthalle Basel, wo eine Holzkonstruktion in Form der Bronze Skulptur in eine Ecke
platziert wurde, begleitet von dem Geräusch zirpender Grillen. Hier wird die Bronze Skulptur zu
einem Gegenstand, der eingetaucht in den Sockel nur Teilinformationen bekannt gibt. Da die
Installation den Weg in die weiteren Ausstellungsräume verstellt, verlangt sie nach einer Interaktion
mit dem Galeriebesucher, den eingeladen wird auf das Podest zu steigen und so Fußabdrücke auf
der weißen Oberfläche zu hinterlassen. Das Werk hebt einen weniger diskutierten, aber nicht
weniger relevanten Aspekt von Maljković’s Arbeiten hervor. Bereits in der vergangenen Ausstellung
in der Galerie in 2011 interessierte es Maljković, die Begegnung des Besuchers mit seinen Arbeiten
zu strukturieren – er entwirft dabei ein Rezeptionskonzept, bei dem der Besucher miterlebt und
nicht nur zusieht, um so an den Gedankenprozessen des Künstlers teilhaben zu können.

Als Reflexion über des Künstlers Praxis stellt sich auch die Animation Afterform dar, die im
Oberlichtsaal der Galerie gezeigt wird und für welche Maljković Cartoon-Figuren aus einem
Architekturmagazin der 1960er Jahre animiert. Vor dem Hintergrund, dass der originale Cartoon
sich als modernismuskritische Satire positionierte, kann Maljković’s Animation der Charaktere und
die Einflechtung seiner eigenen Arbeiten als Beitrag und erweiterter Kommentar des Cartoons
gelesen werden. Die Bausteine von Maljković’s Arbeiten scheinen sich nahtlos mit den
Konstruktionen und Ideen der historischen Avantgarde in eine Schleife zu legen. Die Überarbeitung
visueller historischer Formen – eine Collage von Zeitlichkeiten – ist auch in der 16mm-
Filmprojektion Undated 2013 evident. Darin bearbeitet der 90 Jahre alte kroatische Bildhauer Ivan
Kožarić mit seinen Händen eine Aluminiumkugel, die Maljković digital nachbearbeitete. Die
Verpixelung des Bildes wird untermalt durch eine Verstärkung und Verzerrung des Tons der
Filmprojektion. Diese Einverleibung von Kožarić’s Arbeit exemplifiziert aufs Neue Maljković’s
fundamentale Beschäftigung mit der Verortung von Vergangenheit im Sinne einer Akzentuierung
der Gegenwart. Durch die Deformation des Tons scheint der Künstler seine Verwendung des
Mediums Film zu kommentieren und dreht somit eine weitere Schleife sowohl formal als auch
inhaltlich im Sinne einer „neuen Reproduktion“ seiner Praxis.

Text: David Maljković, Julia Löschl