Cerith Wyn Evans --

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Cerith Wyn Evans
23/03/2001 - 30/04/2001

Wer Cerith Wyn Evans eigentlich ist? Trotz seiner recht erfolgreichen und viel rezipierten Beiträge für die Documenta11 oder die letzte Biennale von Venedig weist die Karriere des Walisers immer auch rätselhafte Züge auf, hat einen cool obskuren Touch. Lange Zeit kursierten nur sporadisch „greifbare“ Informationen, schien sich Wyn Evans einer exakten Identifikation eher zu entziehen. Irgendwie immer schon Künstler, beschäftigte er sich – u. a. als Assistent von Derek Jarman – am Anfang seiner Laufbahn mit der Produktion von Musikvideos und Avantgardefilmen. Erst seit den frühen 90ern tritt er mit installativen Eingriffen und kühl poetischen Arrangements, mittels Feuerwerk oder als Neonobjekte realisierten Textarbeiten dezidiert im Kunstkontext auf. […]

Formal operiert Wyn Evans dabei mit einem sparsamen, aber oft theatralisch inszenierten Material- und Technikfundus. Immer mit Blick auf den Kontext setzt er häufig Lichtquellen wie Lampen, Neonobjekte und/oder Neonschriftzüge ein – teilweise in Verbindung mit reflektierenden Flächen wie etwa Spiegeln oder einer vorgefundenen Fensterfront. Sparsames Mobiliar, Zimmerpalmen, zudem Fotos und in ganz unterschiedlichen Formen realisierte Texte ergeben in Verbindung mit Filmprojektionen oder Tonspuren/Scores so präzise gesetzte wie beiläufig, ephemer wirkende Arrangements. Die fragilen Kombinationen reizen natürlich. Ihre sparsame Eleganz wirkt anziehend, stimuliert Begehren.

Deutlicher profiliert werden die Arbeiten allerdings erst durch das auf all ihren Ebenen eingespeiste Arsenal aus Gefundenem, Angeeignetem, Erinnertem. Es ist nämlich die Vielfalt von Zitaten, die, übersetzt in so verschiedene Erscheinungsweisen und Auftrittsformen wie Morsecode, Toncollage oder Leuchtschrift, den harten Kern oder eher das Fluidum von Cerith Wyn Evans’ Arbeitsweise bildet. Er streift sich dabei aber keineswegs die Rolle eines Theoretikers über und unterwirft sich schon gar nicht dem Diktat diskursiver Schlüssigkeit. [Eher scheint hier ein profund belesener Liebhaber, ein Fan am Werk zu sein. Geschult an Guy Debords Situationismus mindestens ebenso wie an den Lifestyles von Brion Gysin und William Burroughs, kundig in den Codes der Kunst und den feinen Unterschieden subkultureller Sprechweisen, spinnt Wyn Evans an einem Netz nutzlosen Wissens und subjektiviert-präziser Verweise. Ein Netz, das seine Attraktivität daraus bezieht, gleichzeitig stringent und durchlässig zu wirken.]

Hans-Jürgen Hafner, „Cerith Wyn Evans“, in: Camera Austria International, 86 (2004), S. 83