David Maljkovic -- After the Fair
In seinen Installationen, Videos und Collagen setzt sich der kroatische Künstler David Maljkovic mit der kontroversen Geschichte seines Heimatlandes auseinander, indem er die modernistischen Überreste des sozialistischen Kroatiens als Teil des ehemaligen Jugoslawiens und deren Echos in die Gegenwart, aber auch deren Möglichkeiten in der Zukunft erforscht. Beim Rückgriff in die Vergangenheit wendet sich der Künstler Beispielen zu, in denen die Ideen eines universellen, modernistischen Fortschritts mit einem spezifischen Verständnis des Sozialismus als ein potentiell radikales, experimentell modernistisches Konzept verbunden sind.
Maljkovics erste Soloausstellung in Wien basiert auf dem Forschungsmaterial über die EXAT 51-Gruppe (kurz für Experimental atelier) und verweist auf den Jugoslawischen Pavillon auf der Internationalen Wiener Messe im Jahre 1949. Der Pavillon wurde von Vjenceslav Richter, Ivan Picelj und Aleksandar Srnec gestaltet, die später alle Mitglieder von EXAT 51 wurden. Die Gruppe hatte ihren Sitz in Zagreb und forderte die Abschaffung der Grenzen zwischen bildender Kunst und angewandter Kunst, welche auch das Design von Ausstellungspavillons auf Messegeländen umfasste. In den Rahmenbedingungen des damals vorherrschenden sozialistischen Realismus versuchte die Gruppe, Legitimität für abstrakte Kunst zu erreichen und experimentelle und kreative Zugänge zur Arbeit zu finden.
After the Fair stellt den Jugoslawischen Pavillon auf der Internationalen Wiener Messe in den Mittelpunkt und ruft verloren gegangene Bilder des Pavillons in Erinnerung und das Scheitern der euphorischen Projektion einer glücklichen Zukunft, die nach dem damals jüngst erfolgten geschichtlichen Trauma errichtet werden sollte. Die Ausstellung in ihrem architektonisch determinierten Raum der Georg Kargl BOX kann diese ‚Ereignisse’ nicht rekonstruieren, aber sie kann Fragen aufwerfen und wie eine Bestandsaufnahme wirken. Maljkovic lässt die Form des Pavillons über dem Flohmarkt von Zagreb schweben, montiert auf Ästen Erinnerungsstücke längst verschwundener Firmen und zeigt damit neben dem leeren, verdreckt-staubigen Schaufenster in der BOX einige Teile dieser Bestandsliste.
Aus der Sicht der Gegenwart relativiert Maljkovic die Bedeutung von symbolischen Monumenten aus der jüngeren Geschichte Kroatiens, die für Aufbruch oder Veränderung standen, und fängt mit dieser für ihn charakteristischen fragmentierten Bildsprache die damals vorherrschende ‘Ostblock’-Stimmung dokumentarisch ein. After the Fair verdeutlicht im Besonderen die Entfremdung des Betrachters von diesem kulturellen Vermächtnis, das im gegenwärtigen Augenblick als nicht wertvoll eingeschätzt wird.