Michael Gumhold -- stockhausen permanent

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Michael Gumhold
stockhausen permanent
27/10/2008 - 16/11/2008

Konzertinstallation
Sämtliche Werke von Karlheinz Stockhausen

Kuratiert von Fiona Liewehr & Berno Odo Polzer
Rauminstallation: Michael Gumhold
Klangregie: Florian Bogner

Die Rauminstallation von Michael Gumhold ist über den Veranstaltungszeitraum hinaus sichtbar. In der Konzertinstallation stockhausen permanent wird während der gesamten Dauer des Festivals Wien Modern 2008 das Gesamtwerk des deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen in von ihm selbst betreuten Aufnahmen präsentiert. Über 160 Stunden Musik hat der Künstler in Summe komponiert, wovon jede einzelne Minute in Georg Kargl permanent zu hören ist – Klangregie führte dabei Florian Bogner. Im Titel auf den Aufführungsort anspielend versucht das Projekt einen Bogen von musikalischer zu installativer Ebene zu spannen: die zur Aufführung gebrachten Werke Stockhausens zeigen gemeinsam mit der eigens dafür gestalteten Rauminstallation von Michael Gumhold unterschiedliche Herangehensweisen an die Bedeutungsebene von Musik.

Karlheinz Stockhausen ist weit über die Grenzen der sogenannten Neuen Musik hinaus bekannt geworden. Spätestens seit seinem Erscheinen auf dem Cover des legendären Beatles-Albums Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band zählte er zu den Ikonen der Musik des 20. Jahrhunderts. Sein umfassendes und monumentales Musikdenken wurde häufig mit dem Richard Wagners verglichen. Dabei beeinflussten Stockhausens musikalische Innovationenm nicht nur Komponistenkollegen, sondern gleich mehrere Generationen von Pop- und Elektronik- Musikern. Ein viertägiges Porträt bei Wien Modern 2008 umreißt Stockhausens exzeptionelles Werk, von den frühen Stücken der 1950er Jahre – darunter die Gruppen für drei Orchester – bis hin zu Arbeiten, die erst kurz vor seinem Tod im Dezember 2007 fertig gestellt wurden.

stockhausen permanent stellt eine Plattform für das Werk des Komponisten dar und bildet
zugleich den Auftakt zu dem Porträt, welches Wien Modern dem deutschen Künstler heuer widmet.

Die Passion für die Musik scheint Karlheinz Stockhausen mit dem 30-jährigen österreichischen Künstler Michael Gumhold zu verbinden. Letzterer ‚bespielt’ den Ausstellungsraum - durch großflächige Verglasungen zum Schaufenster, ja gar zum öffentlichen Raum mutiert - mit seiner Kassettendecke. Gumhold gilt als raffiniert-ironischer Sampling-Spezialist. Er übernimmt gängige Bilder, Zitate, Atmosphären und Objekte aus dem Alltag und unterwirft sie einer Recodierung und Neuinszenierung und erreicht damit kontextuelle Verschiebungen und eröffnet neue Wahrnehmungsperspektiven. Sprache wird zum „Gebrauchsgegenstand“, wenn der Begriff „Kassettendecke“ wortwörtlich genommen und aus ausrangierten Musikkassetten nachgebaut wird. Scheinbar mühelos gelingt es ihm eine Brücke zwischen repräsentativer Hoch- und einer Fragen stellenden Subkultur zu schlagen, wenn Gumhold auratisierte Objekte aus der Vergangenheit wie einen Designmöbelklassiker von Marcel Breuer aus alten Sperrholzplatten nachbaut und den Skulpturbegriff in funktionale Ebenen erweitert. Für stockhausen permanent perfektioniert eine Wand aus Eierkartons die Akustik der aufgeführten Werke, wobei diese formalästhetische Präsenz die Installation über den konkreten Nutzen zu einer autonomen Skulptur erhebt. Der junge Künstler ist sich durchaus den Errungenschaften der avantgardistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts bewusst. Seine Methode des Samplings – ein Hinweis auf die starke Musikleidenschaft des Künstlers – ist dabei weniger als Strategie zu deuten, sich über die historische Vorbilder zu erheben, als selbstbewusst und konsequent die Erweiterung des Kunstbegriffs und die Aufhebung der klassischen Kategorien von Musik, Performance, Malerei und Skulptur weiterzudenken.

Text: Fiona Liewehr & Berno Odo Polzer; Redaktion: Katharina Ebner