Weg aus dem Bild --

webausdembild02.jpg
1

Ausstellungsansicht, Gerhard Richter, Daniel Buren, 1999

wegausdembild01.jpg
2

Ausstellungsansicht, Raymond Pettibon, 1999

wegausdembild03.jpg
3

Ausstellungsansicht, Gerwald Rockenschaub, 1999

wegausdembild04.jpg
4

Ausstellungsansicht, Richard Artschwager, Inés Lombardi, Jo Baer, 1999

wegausdembild05.jpg
5

Ausstellungsansicht, Herbert Brandl, Rudolf Stingl, Richard Artschwager, 1999

Weg aus dem Bild
09/07/1999 - 21/08/1999

Richard Artschwager, Jo Baer, Herbert Brandl, Daniel Buren, Franz Graf, Herbert Hinteregger, Sherrie Levine, Inés Lombardi, Raymond Pettibon, Stephan Prina, Arnulf Rainer, Gerhard Richter, Gerwald Rockenschaub, Robert Smithson, Rudolf Stingel, Esther Stocker, Elaine Sturtevant, Heimo Zobernig

Das Angebot Georg Kargls, eine Ausstellung aus seiner Sammlung mit einigen Ergänzungen zusammenzustellen, war zwar insofern keine ganz leichte Aufgabe, als die Heterogenität der Sammlung die Gefahr einer gewissen Beliebigkeit der Auswahl in sich birgt; andererseits liegt gerade darin, sich mit vorgegebenen Kunstwerken beschäftigen zu müssen und daraus eine sinnvolle Gesamtheit zu erzeugen, die Chance, zu neuen Blickwinkeln auf die Dinge zu gelangen. Diese Chance war auch deswegen so hoch, da Kargl sich sammlerisch nicht auf bestimmte Programme oder Epochen beschränkt, sondern sich einfach mit seinen qualitativen Maßstäben in die unterschiedlichsten Bereiche begibt. Als Thema ergab sich erstens eine Beschränkung auf das Medium Malerei und zweitens Ungegenständlichkeit in ihren verschiedenen Formen und mit ihren unterschiedlichen Motivationen. Da Pop-Art und Minimalismus chronologisch am Anfang der gezeigten Werke standen, war klar, dass sich das Thema Ungegenständlichkeit jenseits einer linearen Geschichte von Abstraktion bewegt, die mit der mimetischen Darstellung beginnt und beim monochromen Bild endet. Ungegenständlichkeit ist sozusagen selbst schon zur Geschichte geworden und kann so eben nicht mehr nur aus der Abstraktion heraus motiviert werden. So gesehen, hebt sie sich als Thema in einem gewissen Sinn auf, da sie immer über sich hinausweist – auf die anderen Bedingungen und Motive, unter denen sie auf das Bild gelangt. Die Gemälde von Robert Smithson bilden so gesehen einen Ausgangspunkt der Ausstellung: Zu einer Zeit gemalt, in der die Abstraktion der Moderne in eine endgültige Krise geraten war, liegen die Bilder von Blitzen zwar noch vor den bekannten minimalistischen Arbeiten Smithsons und haben eher Anklänge von Pop-Art; ihre Stärke liegt aber gerade darin, einen zum Scheitern verurteilten Rettungsversuch der Malerei darzustellen, der indirekt schon auf die späteren Projekte des Künstlers verweist. Ähnlich die Bilder der immer noch unterschätzten Jo Baer, deren leere, monochrome Zentren in ironischer Weise das Verlassensein des Mediums symptomatisieren. In Werken wie denen von Sherry Levine oder Elaine Sturtevant ist es das Zitat, das die Abstraktion der Moderne in eine historische Vergangenheit hineinschreibt. Ein anderes kritisches Verhältnis zum Bild der Moderne findet sich bei Rudolf Stingel, dessen monochrome Arbeiten in einem ganz konkreten weg aus dem Bild in Raum und Installation führen. Bei jüngeren Künstlern wie Gerwald Rockenschaub oder Heimo Zobernig ist die Formsprache der Moderne in ihrer historischen Verankerung schon alltäglich und damit Teil der außerkünstlerischen Wahrnehmung geworden, dass sie in einer fast mimetisch anmutenden Weise wiederum ins künstlerische Bild gesetzt werden kann. Die geometrischen Objekte bei Rockenschaub und der zum Bild gewordene Schriftzug bei Zobernig belegen dies in ihrer jeweiligen spezifischen Art. Herbert Hintereggers monochrome Arbeiten lassen sich in diesem Zusammenhang auch über das Problem der (Im-)Materialität im Malereidiskurs der Moderne lesen: Bei genauem Hinsehen erzeugt die Kugelschreibertinte hier eine Materialität, die das Bild fast zu einem skulpturalen Objekt macht. Ungegenständlichkeit aus einer konzeptuellen Sichtweise wurde mit der Arbeit von Inés Lombardi belegt, während Esther Stockers Bilder diese als perzeptuelle Voraussetzung für eine figurative Wahrnehmung behandelt. Retrospektiv betrachtet, legt die unterschiedliche Motivation für eine Sprache jenseits der mimetischen Form vielleicht nahe, dass es doch viele Wege sind, die zu den Bildern der Ausstellung führen.

Martin Prinzhorn, „Wasserstrasse statt Datenhighway“, in: Parnass, 3/2002, S. 99