Herbert Hinteregger --
[…] Das Werk [Herbert Hintereggers] basiert auf einer anarchischen Reduktion. Für seine Arbeiten – Zeichnungen im DIN-A4-Format, monochrome Bilder und Wandmalereien – beschränkt er sich auf den Gebrauch von Kugelschreibern respektive deren Tinte. Diese setzt er nicht gestisch ein – wie etwa der Belgier Jan Fabre –, sondern malerisch. Die zähflüssige Tinte wird bei den Zeichnungen aus den Hülsen gepresst oder bei den Bildern als direkt von der Fabrik bezogener Rohstoff mit dem Pinsel flächendeckend auf die Leinwand aufgetragen. Die Motive orientieren sich am Vokabular der geometrischen Abstraktion, beziehen sich oft auf organische Formen und wirken in gewisser Hinsicht romantisch bis autistisch.
Die Arbeiten von Herbert Hinteregger veranschaulichen eine „entleerte Tiefe“. [Seine] Wandmalereien, eine oder mehrere parallel zueinander verlaufende horizontale Linien aus direkt auf die Wand aufgestrichener Kugelschreibertinte, wirken in ihrer raumdefinierenden und -ausmessenden Funktion […] kompakt. Zugleich markieren sie eine Weite, die transzendentale Qualitäten hat. Die teils großformatigen monochromen Bilder konfrontieren den Betrachter mit einer irisierenden Fläche, einem dunklen, perlmuttfarbenen Schimmer, der sich dem fokussierenden Auge zu entziehen scheint und gleichzeitig als abstrahierender Spiegel der Wirklichkeit funktioniert. Kennzeichnend für die Arbeiten von Herbert Hinteregger ist die räumliche Ausdehnung und Orientierung innerhalb einer vorgegebenen Situation. Das Werk hat einen kontemplativen Charakter, indem es architektonische Bedingungen inkorporiert und verinnerlicht, wobei sich die Grenzen zwischen realem und fiktivem Raum aufzuheben scheinen. […]
Moritz Küng, in: Ausstellungskatalog Herbert Hinteregger 1999, Galerie Georg Kargl, Wien 1999, o. S.