Gerwald Rockenschaub -- humanoid must not escape

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Gerwald Rockenschaub
humanoid must not escape
01/06/2007 - 11/08/2007

Der künstlerische Ansatz in Gerwald Rockenschaubs Ausstellungspraxis konzentriert sich auf raumauslotende Vorgänge, die auf eine präzise Konzeption von Wahrnehmungsprozessen in ihrer architektonischen und visuellen Zusammenschau rekurrieren. Eines der vordergründigsten Elemente der Raumdefinition bildet der Einsatz von Farbmodulen, die vom jeweiligen BetrachterInnenstandpunkt aus unterschiedliche Modelle der Kontemplation ermöglichen. Diese klar modernistisch strukturierte Vorgangsweise zeigt sich ebenso in den Tableaux aus verschiedenfarbigem Acrylglas, die als visuelle Marker die Strenge der Raumaufteilung an zentralen Positionen fokussieren.

Die aktuelle Schau bei Georg Kargl Fine Arts konzentriert sich auf die unterschiedlichen Wirkungsebenen, die im Farbenspektrum der Rosa und Violett-Töne angesiedelt sind. Erikaviolett, Verkehrspurpur und Ultramarinblau stehen als Referenzfarben zur Verfügung, um die verzweigten Galerieräumlichkeiten als holistischen Denkraum zu begreifen und eine visuelle Narrationskette zu implementieren. Der Eingangsbereich der Galerie wird einer architektonischen Neuorientierung unterworfen, indem Rockenschaub einen räumlichen Remix klassischer Entreestrukturen vornimmt. Das Empfangspult wird ins Mittelfeld des Raumes und damit der Betrachtung gerückt und durch eine neu aufgezogene Wand rückseitig verstärkt. Die farbliche Gleichsetzung in Erikaviolett lässt Wand und Pult zu einem Environment verschmelzen, wodurch dieses in seiner gesamten Stärke den Eingangsraum als identitätstiftendes Element definiert. An der gleichfarbenen Seitenwand zum Stufenabgang gliedern sich Arbeiten aus unterschiedlich farbigem Acrylglas pointiert in das Gesamtambiente ein. Letztere verweisen auf Rockenschaubs erweiterten Malereiansatz, den der Künstler seit über zwanzig Jahren in einem industriellen Materialmix neu definiert und an die Logound Piktogrammwelt angelehnt künstlerisch verdichtet.

Der erste Unterraum der Galerie wird durch zwei Raumquader definiert, die ineinander gestülpt sind und Fragen nach dem Innen und Außen von körperlichen Befindlichkeitsebenen stellen. Im Sinne einer endodermen und ektodermen, d.h. nach innen oder nach außen gestülpten Hautkrümmung erneuert Rockenschaub den Blickwinkel auf die räumlichen Achsen der Kunstwerke sowie ihrer Definitionsmacht hinsichtlich der auratischen Zuschreibungen innerer und äußerer Strukturen. Letztere werden durch die Farbabstufungen der Quader in Verkehrspurpur und Ultramarinblau erzielt, die in ihrer ästhetischen Wirkung das Raumgefüge dekonstruktivistisch aufzubrechen vermögen. Eine Verschiebung der Dimensionen von traditionellen Wahrnehmungsszenarien eröffnet sich auch im Hauptraum der Galerie, der von einem rosafarbenen Vorhang an den Eingangseckwänden verschlossen wird. Hier kommt Rockenschaubs minimalistisches Formenvokabular zu tragen, das den spezifischen Umgang des Künstlers mit Räumen als farbige Projektionsfolien für mentale Prozesse verstärkt. Die Leere des Umraums definiert den Wirkungsgrad der künstlerischen Versatzstücke, die eine Redefinition auratischer Raumverhältnisse einfordert und Besucherinnen vorerst eng an den Vorhängen entlanggehen lässt um schließlich den Raum als Resultat eines modernistischminimalistischen Denkprozesses in seiner Gesamtheit zu erfahren.

Gerwald Rockenschaub ist Teilnehmer der documenta XII in Kassel und ist dort mit älteren und neuen Arbeiten vertreten.

Walter Seidl