From Above. --

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Ausstellungsansicht, Max Peintner, Bruce Nauman, Gordon Matta-Clark, Rosemarie Trockel, 2004

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Ausstellungsansicht, Charles & Ray Eames, Max Peintner, 2004

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Ausstellungsansicht, Gelatin, Matin Boyce, Max Peintner, 2004

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Ausstellungsansicht, Werner Reiterer, Rafal Bujnowski, 2004

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Ausstellungsansicht, Herbert Hinteregger, Sarah Lucas, Robert Smithson, Muntean/Rosenblum, Andi Warhol, Wilhelm Sasnal, Mark Dion, Andreas Slominski, 2004

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Ausstellungsansicht, Melanie Smith, Mark Dion, Reinhart Wolf, Mark Dion, Inés Lombardi, Paul de Reus, Herbert Hinteregger, Muntean / Rosenblum, 2004

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Ausstellungsansicht, Peter Fend, Martin Dammann, 2004

From Above.
09/09/2004 - 30/10/2004

Die Position außerhalb gewohnter Wahrnehmungsstrukturen eröffnet eine Art von geistigem Carambol. Der Blick von oben setzt einen Impuls und zielt - selbst aus absurder Position - auf Bild und Gedankenwelten menschlicher Grunderfahrung. Lakonisch, ironisch, metaphorisch bis allegorisch „sieht“ der Blick von „oben“ auf die Begrenztheit des Geistes. Es ist ein Eintauchen in das Bildgedächtnis einer entfernten Schaltzentrale, das Bildfolgen generiert, die von ökologischer Determination (biologisch, geologisch, geographisch, klimatisch,...), deren Transformation und Regeneration, bis zur Imagination des schwerelosen Zustandes im freien Flug reichen.

„Von oben“ zeigt das Konstrukt eines hierachischen Symbolrepertoires, ein Wechselspiel von Macht und Ohnmacht, das letztlich durch die konkrete körperzentrierte Wahrnehmung von oben/unten bestimmt ist. Der aufrechte Gang ist Anlaß dieser Hierachie: HÖHE = GRÖSSE = ÜBERBLICK = MACHT. Die Visualisierung der Vertikalität durch gebaute Massen, Architekturen die still verharren, die eine Anektierung von Zeit und Ort bedeuten, sind Symbole von geistiger Machtprojektion. (WTC). „Von oben“ ist die Macht über andere, der Vorteil der offensichtlichen Überlegenheit, während sich „unten“ die fragmentarische Kraft der (Ohn)macht formiert und als unsichtbare Grösse die Skala der Machtverteilung neu bestimmt.

Im grossen Traum vom FLIEGEN verlieren die Gesetze des vertikalen Machtanspruches ihre Gültigkeit. Die metaphorische Vorstellung von Freiheit relativiert existierende Wertsysteme, das Netzwerk von Macht und Ohnmacht erscheint als abstraktes Bild, wo Grösse und Vertikalität zu beliebigen Bildpunkten der wahrnehmbaren Welt werden.

Moderne Technologie und Wissenschaft haben die Grenze der Ungewissheit nach oben verschoben und den Himmel greifbar/nutzbar gemacht; Erfüllungshilfen (wie Flugzeuge, Düsenjets, Raketen,...) haben die Sehnsucht nicht gestillt, mit wenigen Flügelschlägen die platonische Definition des Menschen vom „zweibeinigen, ungefiederten Tier“ zu widerlegen.

Es ist die Idee des befreiten Körpers im Raum, die Imagination des Nicht-Ortes, ein Seinszustand in der Utopie – die Ungewißheit und auch die Gefahr, die von oben droht. Im „unbekannten“ Oben bestimmen Gesetze des Glaubens und der Religion das hierachische System. Die sakrale Ordnung verbindet vertikale Vorstellungskraft mit moralischem Symbolgehalt, benennt das OBEN als schützende Macht, die Ungewißheit und Gefahr in Sicherheit im Seelenwohl verwandelt.

Im geistigen Jetzt „sieht“ der längst sekularisierte Blick von oben auf die Welt der vertikalhierachischen Bestimmungen. Verhaltensweisen, Wahrnehmungen, körperliche Empfindungen und ökologische Bedingungen werden von räumlichen Begrenzungen determiniert. From Above zeigt den Blick auf jene Grenzen, eröffnet ein gedachtes Überall, in dem die Konditionen und Erscheinungen der Wahrnehmung hinterfragt und freigelegt werden.

Text: Ilse Lafer