Franz Graf -- LOVEMYDREAM

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Franz Graf
LOVEMYDREAM
11/11/2005 - 14/01/2006

LOVEMYDREAM
versuche ein wenig ordnung in meine arbeit
für georg kargl gallerie -LOVEMYDREAMzu
finden
auch für dich als hilfe was ich ausgegangen binn
zum unterschied von der julius hummel ausstell.ist
bei georg nichts erotomanisches zu finden.
eher zu den begriffen
ALLER SEELEN ALLER HEILIGEN SOWIE FRIED HOF
als abwärtsbewegung
DOWN
sowie die galerie selbst für mein
empfinden unter der erde zu liegen scheint
man geht da tatsächlich hinunter
um dann wieder
aufzutauchen unter einer milchglasdecke
ich habe leuchtkästen
die nicht mehr leuchten erloschen
ein grosses bild wo ich teile der wandmalerei
von meinem waldviertel haus übertragenhabe
ADNS
AUS A BELL
wie initialen von namen
die an der hausmaueraussenwand
gepinselt sind
habe auch ein bild
das heisst
REH
weiters ein frauenporträt schwarz
den schrank wie eine kiste
aus der akademie
wo
NOT
draufsteht
ein bild mit textfragment
.......SAM
sowie ein schwarzes eisenkreuz wie ein schwert
weiters einen stein
möglicherweise aeste von die baeume
was ich umgesägt habe

Franz Graf is back.
Eine ganze Weile schon haben wir seine Anwesenheit entbehren müssen. Die klassischen Kunsträume der Stadt, Museen und Galerien, hat Franz Graf in den letzten Jahren weitgehend ignoriert. Seine Aufmerksamkeit galt den (mindestens) 90 Studierenden seiner Klasse für den ‚Erweiterten Malerischen Raum’ an der Akademie der bildenden Künste. Mit ihnen hat er gearbeitet, geredet, musiziert, gegessen, getrunken.... was eben dazugehört, zum transdisziplinären Kunstbegriff.

Wenn sich das Genre Ausstellung nicht mehr vermeiden ließ, dann waren die Auftritte Franz Grafs immer abseits vom Mainstream. Warst du z.B. Isländer, konntest du ihn leicht zu einer Group Show überreden – Franz Graf, selbst ein Karger, liebt die Phantomas des Nordens; er liebt Ausstellungen von Künstlern für Künstler; und er liebt Ausstellungen von Kunst an Orten, wo sie niemand erwartet: freudig erschreckt etwa sahen Fashion Victims Grafs weiß lackierte, säuberlich beschriftete Ästchen von der Decke einer Cityboutique baumeln; und er liebt die Kunst als uneingelöstes Versprechen: vergeblich pilgerten die wahren Fans von einem Schauplatz zum nächsten und zum nächsten, um angekündigte Graf Artefakte auf den Marktplätzen Wiens zu erstehen, dort, wo die Waldviertler Bauern ihre Waren feilbieten.

Dort, wo die Höfe ‚Ämter’ heißen, lebt heute auch Franz Graf. Die Lebensumstände haben sein Werk stets imprägniert, und auch das Spärliche, Schüttere der Gföhler Gegend reibt sich auf seinen Oberflächen ab.

Franz Graf is back.
Rekapitulierend erinnere man sich an ein Konzept der Verkettungen und Überschneidungen verschiedener Medien, man erinnere sich an die subtilen Zeichnungen auf Transparentpapier, vom durchscheinenden Licht entmaterialisiert, man erinnere sich an Geometrisches, an Ornamente, an Symbolisches, an Emblematisches und Schematisches, an Abstraktes und Figuratives und immer wieder an den Botaniker Franz Graf. Die Motive sind wieder da, das kühle Schwarz-Weiß und die Sprache natürlich, ein klärender Akzent in seinem Werk. Sprache, die Inhalt transportiert und als graphisches Element unabhängig von diesem Inhalt reine Form ist.

Wie kaum ein anderer Ort in Wien bietet sich die Galerie Georg Kargl an, das Werk Franz Grafs zu präsentieren. Die vielfältigen, unterschiedlichen Räume kommen den Energien des Künstlers entgegen. Er selbst erzählt von der Abwärtsbewegung, von einem DOWN, die Treppe hinunter ins Finstere, und von einem UP, dem erneuten Auftauchen in der lichten, milchglasgedeckten Halle. Im up and down des Souterrains komponiert Graf mit Bildern, Fotografie und Zeichnung. Die Grenzen von Raum und Werk verschleifen vor allem durch das angewendete System des Aneinanderfügens, Kombinierens und Reihens von unterschiedlichen Elementen. Die Ökonomie, ja die Bescheidenheit der Mittel unterstreicht die Komplexität und Vielschichtigkeit des künstlerischen Kommentars, der nie als pompöses Gedröhne daherkommt sondern als sensible, stille, minimalistische Botschaft nachdrücklich haftet.

Darüber hinaus transferiert Franz Graf Versatzstücke seines Waldviertler Bauernhauses in die Galerie: das Fragment eines Wandgemäldes, einzelne Buchstaben die, ähnlich wie Initialen, auf die Hausfassade gemalt sind, einen alten Weichholzschrank. Auf die Rückseite des Kastens hat Graf das Wort NOT gemalt. In deutscher Sprache bedeutet das Wort Leid, es bedeutet Mangel, Knappheit, in der lingua franca Englisch hingegen, scheint es sich um ein NICHT, um eine Verneinung zu handeln. Wörter und Wortfetzen sind Fiktionen, Inspirationen eher als Kommentar oder Theorie, lose Koppelungen, die auf verschiedenen Ebenen der Symbolisierung Assoziationen mit der Realität aktivieren. Die Subjektivität des Texts macht ihn deshalb nicht unplausibel. Graf modelliert - in vielfältigen Zwischentönen - einen ambivalenten, gleichzeitig jedoch sondierenden Zustand der Zufall und Gesetzmäßigkeit, Ordnung und Unordnung gegenüberstellt.

Doppeldeutig und vielschichtig zugleich erschließt sich das Werk Franz Grafs nie auf einen Blick. Die rauhe Unebenheit des Handwerks, des Werks, lässt alles offen. Unausgefeilt, oft unvollendet bleibt es verheißungsvoll und grenzenlos. (B. Huck)