Angus Fairhurst -- Dysuniversal

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Angus Fairhurst
Dysuniversal
11/11/2004 - 09/01/2005

We've been this way before, haven't we?

Während der letzten 15 Jahre hat Angus Fairhurst in seinen Werken verschiedene Stränge von Ideen entwickelt, die er stets wieder aufgreift, überdenkt und überarbeitet, oft in einem solchen Maße, daß ein Werk oder eine Werkgruppe keine offensichtlichen formalen Eigenschaften mit irgendeinem anderen gemein hat. Malerei, Performance, Animation, Fotografie, Video, Skulpturen, Drucke, Tapeten, Zeichnungen und Collagen – alle künstlerischen Mittel werden verwendet, um die Idee mit ihrer immanenten Widersprüchlichkeit in einem Zustand permanenter Entwicklung und Überprüfung zu halten.

Fairhurst spielt mit den Erwartungen des Betrachters indem er Möglichkeiten im Unmöglichen schafft – oder mit seinen eigenen Worten: "operating in a false dawn on the road to personal and artistic freedoms." Wie in dem wiederholten Motiv der Bananenschale bewegen sich Fairhursts Werke auf „unsicheren“ Oberflächen: mögliche Bedeutungen werden immer mit ihren eigenen Travestien, ihren eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert. Oder wie bei der Bananenschale, sind mögliche Referenzen implizit - was uns bleibt ist oft eben nur die Schale. Dieses simultane „Doing/Undoing“ fügt hinzu, bis nichts mehr hinzugefügt werden kann; nimmt weg, bis nichts mehr bleibt. Die Inszenierung von Erwartungen und deren gleichzeitiges Ausweichen ist ein wiederkehrendes Motiv in Fairhursts Werken – alle Möglichkeiten werden mit einem Übermaß an Zweifel geimpft, durch ihren eigenen Gehalt an Unzulänglichkeit und Widersprüchlichkeit. „I am not trying to pull the wool over anyone's eyes, or set anything up that is impermeable, everything that is done reveals itself. There is, or there should be no illusion in the making of any structure. Every step on the way is clear and each step is in itself quite banal, even quite an obvious step to make. Whatever happens, however, happens between each step”.

Diese Herangehensweise von “Doing/Undoing”, von Selbst-Enthüllung und gelegentlichem humorvollen Selbstwiderspruch kommt auch in den gewählten Titeln von Fairhursts Ausstellungen zum Ausdruck: Low Expectations, Lower Expectations, Lowest Expectations; Fainter and Fainter; The Missing Link; Underdone/Overdone; Things that don’t work properly, Things that never stop; Inflated, Deflated; Some went mad, Some ran away; A cheap and ill-fitting relationship; My house fell down but now I can see the stars; A couple of differences between thinking and feeling; Man who wants to know what the back of his head looks like; Abandabandon; Dysuniversal.

Schlussfolgerungen, im Sinne von diskursiver Klarheit, werden abgelehnt; nicht nur würden sie Fairhurst langweilen, sondern seine Praxis vereinfachen und ersticken. Dies unterstreicht seine Überzeugung, dass jegliches Bild der Welt (oder ein Bild innerhalb der Welt) nie vollständig sein kann, dass die Welt des glücklichen Menschen verschieden ist von jener des Unglücklichen, und dass daher nur die Summe aller Realitäten die Welt ist und sie repräsentieren kann. Was der Künstler hinzufügt ist die Inszenierung der normativen Erwartung von Fertigstellung und künstlerischer Vollendung um ihr anschließend wieder auszuweichen.

Fairhursts jüngste Werke wie Six Billboards Body und Text Removed (2004) zeigen parallele Herangehensweisen, die schon in früheren Werken wie All Evidence of Man Removed (1992) präsent waren, in welchem er ausgehend von Postkarten, alle körperhaften, figurativen Elemente entfernt. Oder das Überlagern von verschiedenen Strukturen wie in Low Expectations, Lower Expectations, Lowest Expectations (1997), indem unterschiedliche Muster so dicht geschichtet sind, dass die einzelne Struktur nur noch erschwert lesbar ist – dadurch entsteht eine Informationsdichte, die so undurchlässig ist, dass der Text seine originalen Bezüge hinter sich lässt. Es ist vergleichbar mit einem Wort, das durch permanente Wiederholung seine Bedeutung verliert, und letztlich dadurch wieder an Bedeutung gewinnt. Die reine Vorstellung des Parallelen ist immer erhebend. Jener jähe Augenblick des Erkennens, der plötzlich ans Licht gebracht und ebenso plötzlich wieder ins Dunkel zurückgeworfen wurde.

Stefan Kalmar