Tobias Spichtig -- Die Matratzen II
Die Ausstellung Die Matratzen II des Züricher Künstlers Tobias Spichtig (geb. 1982) in der Georg Kargl BOX ist eine raumgreifende Bodenskulptur aus mit Leintüchern überzogenen Matratzen.
Dabei benennt der Titel Die Matratzen II zunächst das, was vom Betrachter wahrgenommen wird. Bei näherem Hinschauen kann man erkennen, dass die Leintücher Gebrauchsspuren aufweisen. Der Betrachter findet sich in einer intimen Szenerie und gleichzeitig in einer abstrakten Ausstellungsbegebenheit. Die Assoziation des abwesenden Körpers, der mit Spuren des Körperlichen einhergeht, die in Form von Abdrücken, Körperflüssigkeiten und anderen Spuren wie Kaffeeflecken bestehen und gesellschaftlich mit einer Art Ekel besetzt sind, erscheint als Paradox zum formal Seriellen.
Bei den benutzten Leintüchern handelt es sich um diejenigen von Bekannten, die hier in einer entfremdeten Weise dargestellt werden: Das Vertraute wird zum Fremden, im abstrakten Zeichen. Psychoanalytische Konzeptionen über das Unterbewusste, wie die Bedeutung durch einen bestimmten Referenten in unserer Perzeption freigesetzt wird, spielen hier ebenfalls rein. Die Matratzen stehen hier auch als Untergrund für multiple Narrationen, die sich genauso als Gesten in Theater, Skulptur oder Malerei inszenieren.
Text: Vanessa Schmidt
Tobias Spichtig (1982, Luzern) lebt und arbeitet in Berlin und Zürich.
Sein Werk wurde u. a. gezeigt und inszeniert im Kunstverein Dortmund, im Kölnischen Kunstverein, bei Jan Kaps in Köln (Die Matratzen), in der Kunsthalle Zürich, Oracle Berlin und im Hammer Museum, Los Angeles.