Raymond Pettibon -- Some early works

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Raymond Pettibon
Some early works
29/06/2012 - 08/09/2012

Seit den späten siebziger Jahren verfasst der amerikanische Künstler Raymond Pettibon Zeichnungen, die aus Bild und Text eine Art Zweisprachigkeit erschaffen. Diese klärt die Text-Bild-Beziehung nicht, sie löst sie auf. In der Georg Kargl BOX ist eine Auswahl von Blättern, die zwischen 1980 und 1990 entstanden sind, zu sehen. Der 1957 in Tuscon/Arizona geborene Künstler, der als Kind im Großraum Los Angeles lebte, studierte zuerst einmal Wirtschaftswissenschaften. Schon als Student zeichnete er politische Cartoons für die Campus Zeitung. Am Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit gestaltete er Flyer, Plattencover und Poster, die er zum Teil in Auflagen zu seinen sogenannten „Fanzines“ zusammenfasste. Sein Medium war immer die Zeichnung. Dadurch bewegte er sich anfangs am Rand der Kunstszene, da die Zeichnung eher als Hilfsmittel der Malerei denn als eigenständiges Medium angesehen wurde. Die in der Georg Kargl BOX gezeigten Arbeiten sind einer frühen Schaffensperiode des Künstlers zuzuordnen, in der er noch hauptsächlich mit schwarzer Tusche gearbeitet hat, die durch ihren Hell-Dunkel-Kontrast seine starke Beeinflussung durch den Film Noir spiegelt.

Für die Texte in seinen Arbeiten schöpft er aus einem nicht-linearen Repertoire an belletristischen und wissenschaftlichen Zitaten. „Diese Sinnpartikel aus einem größeren Zusammenhang geraten so in die Umlaufbahn seines Denkens und tauchen, mehr oder weniger variiert, in den Textgirlanden auf, die seine Zeichnungen umranken.“[1] Mit den Motiven seiner Blätter rangiert Pettibon zwischen High and Low Culture, zwischen Trivialem und Erhabenem, Religion und Kommerz, Comic und Politik. In der visuellen Anmutung erinnern seine Arbeiten, sowohl in der zeichnerisch-malerischen Ausführung als auch in der Bild-Text-Kombination stark an Comics. Vorlagen sind aber auch Fotos verschiedenster Herkunft, Zeitungsausschnitte, Film- und Videostills. Immer öffnen sich in der konstitutiven Lücke zwischen Bild und Text, die sich nicht sinnstiftend zueinander verhalten, für den Betrachter neue Imaginations- und Denkräume. Seine Methode zu sampeln vergleicht er mit jener von Musikern, die einen Teil einer Ton- oder Musikaufnahme in einen neuen Kontext eingliedern. Seine Nähe zu diesem Genre rührt von seinem Bruder her, der als Frontman der Band „Black Flag“ dem jungen Pettibon Aufträgen für Plattencover verschaffte.

In seiner Bildsprache ist Pettibon immer eindeutig, weil er gesellschaftliche Verhältnisse auf seine einfachsten Motive verdichtet. Viele allgemeine Verhaltensstrukturen der amerikanischen Gesellschaft hat Pettibon immer eher aus von einer subkulturellen Warte her erfasst und mit großer Treffsicherheit in seinen Blättern inszeniert. „Raymond Pettibon ist allerdings nicht daran interessiert, als Kritiker des American Way of Life und seiner rebellischen Gegenuniversen aufzutrumpfen. Er nimmt eine Position der vollendeten Desinvolture ein. Pettibon registriert, karikiert, irritiert – aber er bezieht nie Position.“[2]

[1] Whatever it is you’re looking for you won’t find it here. Raymond Pettibon, Ausst.Kat Kunsthalle Wien, Verlag für Moderne Kunst Nürnberg, 2006, S. 7

[2] Ebenda, S. 185