CURATED BY_FRANCESCO STOCCHI -- I know not to know
Eröffnung: Donnerstag, 2. Oktober 2014 | 18 - 21 Uhr
Heidi Bucher (1926–1993, Schweiz), Jonas Feferle (*1983, lebt in Wien), Andreas Fogarasi (*1977, lebt in Wien), Nunzio (*1954, lebt in Turin), Erin Shirreff (* 1975, lebt in New York)
I know not to know
Die  Wechselbeziehung von Architektur und menschlichem Verhalten lässt sich  über die Jahrhunderte des Zivilisationsprozesses verfolgen. Man sieht  daran auch, dass Veränderungen unserer Gewohnheiten die „Lebensqualität“  verbessern und zu innovativen Hybridformen führen können:  in diesem  Sinn kann ein Bett zum Arbeitsplatz mutieren.
  
 Der italienische  Renaissancearchitekt Filippo Brunelleschi plante seine Räume nach  streng rationalen Regeln. Damit wollte er die Menschen dazu bringen,  selbst Verantwortung zu übernehmen und zu ProtagonistInnen einer nach  ihren Bedürfnissen gestalteten Welt zu werden. Brunelleschi teilte den  Raum nach den Prinzipien der Zentralperspektive und klaren Proportionen,  die er von geometrischen Grundfiguren ableitete und bewog damit  die  Menschen, ihre Handlungen mit derselben Klarheit auszuführen.
  
 Brunelleschi, wollte mit seinen Bauten also eine Lektion über das  bürgerliche Leben erteilen. Diese Lehre wurde jedoch nur zum Teil  aufgenommen: mit der Ausbreitung von Brunelleschis architektonischer  Botschaft verlor sich ihre ursprüngliche Kraft. Sein Stil wurde zwar oft  kopiert, die dahinter liegenden Ideen jedoch  nicht aufgenommen. Die so  emanzipatorischen Ziele seiner Lehren gingen damit nach und nach  verloren. Kurz, es fehlte ein Publikum als vermittelnde Instanz. Einzig  die gebildete Klasse, die zahlenmäßig beschränkt war und sich an damals  vorherrschenden konservativen Positionen orientierte, konnte seine  Architektur verstehen und beurteilen.
  
 Dieser merkwürdige   Zustand von doppeldeutiger Botschaft, Frustration und Missverstehen ist  weder einzigartig für Brunelleschi, noch auf die Architektur  beschränkt. Was passiert zum Beispiel, wenn ein Kunstwerk subjektiv  beurteilt und am Ende entgegen der Intention seines Schöpfers oder  seiner Schöpferin vermittelt wird? Und was, wenn das Kunstwerk selbst  eine unklare Botschaft vermittelt?
  
 Mit KünstlerInnen  unterschiedlicher Generationen und mit verschiedenen Hintergründen  versucht die Ausstellung I Know Not to Know die Frage nach der  Mehrdeutigkeit von Kunst in all ihren Facetten zu beleuchten. I Know Not  to Know entzieht sich damit jeder systematischen Einordnung, eröffnet  dem Publikum aber zugleich die Möglichkeit des Zweifels.
 Francesco Stocchi ist Kurator für moderne und zeitgenössische Kunst am Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam.



























