Nadim Vardag --

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Nadim Vardag
16/11/2012 - 12/01/2013

„Lange genug geloopt, verändern die Dinge ihre Semantik.“ Das ist die Aussage eines Protagonisten in Nadim Vardags und Michael Franz’ schwarz-weiß Kurzfilm Entropie (2012), der in Vardags Ausstellung bei Georg Kargl Fine Arts uraufgeführt wird. Dieser Satz und das Motiv sich drehender Objekte ist auf Nadim Vardags gesamte Ausstellung anwendbar, einer Zusammenstellung von Skulpturen, Videos, Sound und zweidimensionalen Arbeiten. Entropie setzt sich mit der Struktur von Kino und seiner Beziehung zu Zeit, medialen Kreisläufen und mit der Ausweglosigkeit aus sich ständig wiederholenden Gesprächen in den zigaretten- und alkoholgetränkten Atmosphäre später Nächte auseinander. Die monotone Filmmusik verstärkt die in sich zirkulierende, assoziationsreiche, jedoch ständig ins Leere führende Narration des Filmes.
Es wird für gewöhnlich angenommen, dass Zeit, wie auch eine erzählerische Handlung, durch eine Linie visualisiert werden kann. Tatsächlich ist jedoch das Kino - jenes Medium, welches am deutlichsten im Stande ist, den Verlauf von Zeit wiederzugeben - inhaltlich und strukturell vollständig von Kreisbewegungen durchdrungen.

Im ersten Ausstellungsraum stellt sich den BesucherInnen eine wandartige Skulptur in den Weg, die aus Egon Eiermann Tischgestellen und Aluminiumplatten konstruiert ist und auf einer langsam rotierenden Drehbühne platziert ist, wie man sie von kommerziellen Präsentationsformen von Autos und Motorrädern kennt. Im Nebeneinander von an sich funktionsloser Skulptur und kommerziell aufgeladener Displayform affirmiert und konterkariert Vardag auf humorvolle Weise die herkömmlichen Präsentations- und Vermittlungspraxen von Kunst und Designobjekten. Der Designklassiker von Egon Eiermann taucht im Oberlichtsaal der Galerie wieder auf: als wäre er herangezoomt und digital vervielfältigt wird er als skulpturales Modul einerseits in einer Tribünenformation aufeinandergeschichtet und dient anderseits als wandartiges Display, das den Ausstellungsraum strukturiert. Trommelartige, teilweise drehbare Skulpturen erinnern an Zoetrope - einfache optische Geräte, welche auf mechanischem Weg bewegte Bilder erzeugten und damit als Vorläufer der Kinematographie gelten. Durch geschlossene, teilweise mit Glasplatten versehene Deckplatten ihrer ursprünglichen technischen Funktion beraubt, bewegen sie sich an der Schnittstelle von eigenständiger Skulptur und benutzbarem Gebrauchsgegenstand und verweisen auf Probleme wie Realität und Modell, Codierung und Kontext. Im Video im letzten Ausstellungsraum dreht sich eine blitzende Diskolampe manisch in ansonsten leeren Räumen und sendet unentwegt zu Technorhythmen Lichtanstrahlen an ein nicht vorhandenes Publikum. Der Rezipient außerhalb bleibt mit einem ähnlichen Gefühl von ausweglosem Taumel zurück wie vor Vardags Entropie, in dem sich ins Leere laufende Gesprächskreisläufe und absichtlich inszeniert wirkende gesellschaftliche Situationen zu einer nihilistischen Atmosphäre verdichten.

Keramiken von Astrid Wagner / Zeichnungen von Michael Franz
Text: Pablo Larios